# Bernsteinkronleuchter, 12 Kerzentüllen
[Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg](https://brandenburg.museum-digital.de/index.php?t=institution&instnr=67)
Sammlung: [Beleuchtungskörper](https://brandenburg.museum-digital.de/index.php?t=sammlung&instnr=67&gesusa=218)
Inventarnummer: VIII 1277
Beschreibung
Schaftkronleuchter nach dem Vorbild der Messingkronen (s. Inv. Nr. VIII 1000) mit 12 Kerzenarmen in 2 Etagen; die geschmiedete Eisenstange des Schafts, die "Seele", wird bedeckt von unterschiedlichen kugelförmigen Teilen; dabei gibt es Hohlkugeln, die aus zusammengesteckten Bernsteinplättchen mit Reliefschnitt (unterschiedliche Motive mit Blüten, Früchten, Blattwerk, Vögeln) bestehen sowie gerippte Kugeln, deren Vorbilder im Bergkristallschliff (Schaftteile von Kron- und Altarleuchtern) zu finden sind; kurz über dem Bas-de-lustre befindet sich die Scheibe, in welche die unteren 6 Leuchterarme eingesteckt sind (Cul-de-lampe); die s-förmig geschwungenen Arme haben eine geschuppte Oberfläche und sind aus 4 Teilstücken zusammengesetzt; die Ansatzstellen mit Reliefmotiven aus weißem Bernstein verziert, abgedeckt mit einem durchsichtigen gewölbten Bernsteinplättchen; die darunter befindliche Schnitzerei ist nur in Ansätzen erkennbar, es handelt sich um Köpfe (vermutlich Porträts), Halbfiguren, Vögel und Früchte; die Befestigung der Arme erfolgte mittels Elfenbeinschrauben und Bernsteinmuttern; ebenso — nur ensprechend kleiner — ist die obere Etage der Leuchterarme gestaltet; die aus Horn gedrechselten Kerzentüllen und Tropfteller sind eine spätere Zutat; über der zweiten Leuchteretage befindet sich zwischen 2 Kugeln eine weitere kleine Platte, die — wie auch bei den Messingkronen — mit Zierrat aus Volutenbändern geschmückt ist; den oberen Abschluss bildet ein gekrönter Doppeladler; der Bas-de-lustre ist eine etwas gedrückte Hohlkugel, wiederum aus reliefierten Bernsteinblättchen, die nach unten in einem Zapfen endet; vermutlich bestand der ganze Leuchter ursprünglich nur aus zusammengesteckten Einzelteilen, die nicht verleimt waren. 1978 wurde dieser Kronleuchter als Beispiel für die zahlreichen im Krieg zerstörten Bernsteinobjekte und die aus diesem Material als Geschenke gefertigten Kronleuchter aus dem Besitz des 6. Earl of Rosebery, Schloss Mentmore, mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie erworben. Wie der vormalige Besitzer des Kronleuchters, der Baron Mayer Amschel de Rothschild, im 19. Jahrhundert in dessen Besitz gekommen ist, kann nicht mehr ermittelt werden. Winfried Baer datiert den Kronleuchter auf um 1650. Dem kann bisher nicht widersprochen werden. Deutlich sind bei der Gestaltung dieses äußerst seltenen Exemplars die Vorbilder, die Messingkronen aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, zu erkennen. Sicher ist, dass es sich um eine Königsberger Arbeit handelt. Details, wie die reliefierten Bernsteinblättchen, aus denen die Kugeln zusammengesetzt sind, deuten auf eine Autorschaft von Jakob Heise (gest. 1667). Aufgrund des schlechten Zustandes, der verwitterten Oberfläche und fehlender Signaturen kann dies jedoch nicht bewiesen werden. Der Leuchter war sicherlich ein fürstliches Geschenk, welches im 19. Jahrhundert weiter veräußert und wohl auch benutzt wurde.
Von den bekannten noch erhaltenen Bernsteinkronleuchtern ist dieser der einzige, dessen Arme ganz aus Bernstein gedrechselt sind. Die beiden in Schloss Rosenborg befindlichen Exemplare wie auch die in der Literatur als Zarengeschenke beschriebenen Kronleuchter hatten Metallarme, die mit Bernstein verziert wurden. Die Brandspuren am Kronleuchter und die aus Horn erneuerten Kerzentüllen lassen den Schluss zu, dass er in späterer Zeit benutzt und Kerzen auf ihm angezündet wurden. Das Gewicht der Kerzen wird ebenfalls zu Schäden am fragilen Material geführt haben.
Käthe Klappenbach
Material/Technik
Bernstein, gedrechselt (gedreht), geschnitzt - Schrauben: Elfenbein - Tropfteller und Tüllen: Horn, gedrechselt (gedreht)
Maße
Hauptmaß: Höhe: 89.00 cm Durchmesser: 76.80 cm (Maße wurden errechnet, da nicht meßbar)
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- Hergestellt ...
+ wann: 1650-1660
+ wo: [Königsberg](https://brandenburg.museum-digital.de/index.php?t=oak&ort_id=67266)
## Literatur
- Baer, Winfried (2003): Baer, Winfried: Kronleuchter aus Bernstein vom beginnenden XVII. bis zur Mitte des XVIII. Jahrhunderts, in: Publikationen zur internationalen Tagung (28. - 29. Juli 2003): „Bernstein in der dekorativen Kunst“, gewidmet der Wiederherstellung des Bernsteinzimmers in Zarskoje Selo (russisch/deutsch), St. Petersburg 2003, S. 39-50
- Bencard, Mogens (1987): Märchenhafte Steine aus dem Meer, in: Kunst und Antiquitäten, 6, 1987, S. 22-34
- Hinrichs, Kerstin (2007): Hinrichs, Kerstin: Bernstein, das “Preußische Gold” in Kunst- und Naturalienkammern und Museen des 16. – 20. Jahrhunderts, Diss. Humboldt-Univ., Berlin, 2007, http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen/hinrichs-kerstin-2007-06-19/PDF/hinrichs.pdf
- Netzer, Susanne (1993): Netzer, Susanne: Bernsteingeschenke in der preußischen Diplomatie des 17. Jahrhunderts, in: Jahrbuch der Berliner Museen, Band 35, 1993, S. 227-246, S. 232, Abb. 5
- |Preußen 1701 - eine europäische Geschichte, hrsg. v. Deutschen Historischen Museum und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, 2 Bde. (Katalog u. Essays), Ausstellung, Berlin 2001, Berlin, 2001, Kat. Nr. VIII. 24
## Schlagworte
- [Bernstein](https://brandenburg.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=3693)
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Stand der Information: 2021-03-16 11:59:13
[CC BY-NC-SA @ Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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